Mittwoch, 05. Dezember 2007,  im Cube des Kunstmuseums, Stuttgart

Juergen_Offenbach_Abschiedsfest.jpgBerichterstattung:
Abschiedsfest Chefredakteur Jürgen Offenbach


ENDE EINER ÄRA: VIEL PROMINENZ FEIERT JÜRGEN OFFENBACH

Hoch über dem Stuttgarter Schlossplatz, einem der schönsten Plätze Europas, holen Jürgen Offenbach, den scheidenden Chefredakteur unserer Zeitung, die Erinnerungen ein: „Ich war 16 Jahre alt, Schüler am Cannstatter Kepler-Gymnasium, als ich meine ersten Manuskripte in der Redaktion der Stuttgarter Nachrichten ablieferte.“

Die befand sich damals auf der Königstraße. Nur wenige Meter davon entfernt, dafür ein ganzes Journalistenleben weiter, erlebt er sein „berufliches Finale“, wie er selbst sagt. So vielGlück und Erfolg hätte er sich einst mit 16 Jahren nicht mal in seinen kühnsten Träumen ausmalen können. Offenbachs Finale am Montagabend im Cube des Kunstmuseums ist fulminant. So viel Prominenz, wie kaum zuvor bei einem Pressetermin, die geballte Wirtschaftskraft des Südwestens und der gesamte Verwaltungsrat der Zeitungsgruppe Stuttgart, ehrt Deutschlands dienstältesten Chefredakteur in einer bewegenden Feier. Eine Ära geht zu Ende. „Wer von Offenbach redet“, sagt der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel, „muss von Superlativen reden, weil er sie selbst geschaffen hat.“

Für den hoch geschätzten Chefredakteur hat Teufel zum ersten Mal in seinem Leben „geschwänzt“, wie er lachend gesteht. Der frühere Regierungschef studiert mittlerweile Philosophie in München und wird erst einen Tag später zur Uni zurückkehren. Auch sein Nachfolger Günther Oettinger will beim Abschied Offenbachs unbedingt dabei sein. Der Hubschrauberflug von Hannover ist bereits bestellt. Doch dann wird der Ministerpräsident beim Bundesparteitag der CDU festgehalten – und schickt kurz vor Beginn der Feier ein Fax ins Kunstmuseum. „Für ganze Generationen von jungen Journalisten sind Sie Vorbild“, schreibt Oettinger an Jürgen Offenbach und fügt hinzu: „Ihre Leitartikel, Ihre analytischen Fähigkeiten, Ihre Souveränität sowie die Impulse, die Sie ausgesendet haben, werden nicht nur mir fehlen.“ Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte Offenbach, der 28 Jahre lang an der Spitze der StN-Redaktion stand, Tage zuvor zu einem Vier-Augen-Gespräch nach Untertürkheim eingeladen – am Abend der Abschiedsfeier weilt Zetsche in New York. Eine Geste von Daimler: Ein Chauffeur holt das Ehepaar Offenbach überraschend in einer S-Klasse ins Kunstmuseum ab. 

Wer von Jürgen Offenbach redet, denkt auch an den treffpunkt foyer. „Jo“, wie Jürgen Dannenmann, der Geschäftsführer der Zeitungsgruppe Stuttgart, in seiner Laudatio den Hochgelobten nur mit dem Kürzel anspricht, erinnert an das erste foyer 1970 mit John Cranko. 140-mal hat der treffpunkt foyer, eine Erfindung Offenbachs, seitdem den Leserinnen und Lesern der Stuttgarter Nachrichten und ihrer Partnerzeitungen Begegnungen mit großen Namen unserer Zeit ermöglicht. Zu Offenbachs Wechsel in den Ruhestand ließ Dannenmann die dritte Auflage des Buchs treffpunkt foyer drucken – und schenkt ihm ein persönliches Exemplar, in Leder gebunden. DieÄra Offenbach nennt der ebenfalls scheidende Geschäftsführer eine „ungewöhnlich erfolgreiche Zeit“. Die StN sei die mit Abstand meistzitierte Zeitung des Südwestens, außerdem die mit der größten Auflage, lobt Dannenmann und blickt für die Qualitätszeitung Stuttgarter Nachrichten optimistisch in die Zukunft. 

Vom freien Mitarbeiter zum angesehenen Chefredakteur – dazwischen war Offenbach unter anderem Feuilletonchef. Kultur liegt ihm amHerzen. Zu seinem Abschied tanzen Schüler der John-Cranko-Schule, zaubert Magie-Weltmeister Topas, spielt Pianist George Baily und singt die A-cappella- Gruppe Die Füenf. Für Laudator ErwinTeufel ist der scheidende Chefredakteur „eine Institution in Stadt und Land, einer der herausragendsten Leitartikler der Republik“. Auch OB Wolfgang Schuster rühmt Offenbachs „kluge, pointierte, faire Kommentare“. Wahre Lobeshymnen hört der langjährige Redaktionschef, der künftig mit seinem Beratungsbüro „OK. Offenbach Kommunikation“ zum „Lotsen im magischen Dreieck zwischen Wirtschaft, Politik und Medien“ wird, und singt selbst ein Hohelied auf Qualität im Journalismus. „Zeitung muss wichtig bleiben, als Stimme und Ordnungsfaktor“, sagt Offenbach. Den Wettbewerbmit dem Boulevard sollte die regionale Qualitätszeitung meiden. Seine „besten Wünsche“ begleiten „die tüchtige StN-Redaktion“ – aber auch seinen Nachfolger Christoph Grote, der zuletzt Chefredakteur der „Neuen Presse“ in Hannover war.Mit so einer engagierten Redaktion lasse sich „aus Gutem noch Besseres machen“.

Juergen_Offenbach_Abschiedsfest_1.jpg

 

pdfBerichterstattung Abschiedsfest Chefredakteur Jürgen Offenbach



 © 2025 Jürgen Offenbach
| Datenschutzerklärung
Frontend Administration Backend Administration